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Im Vergleich zu Deutschland

Was Lokführer in anderen europäischen Ländern verdienen

Lokführer
TRAVELBOOK hat herausgefunden, was Lokführer in Deutschland verdienen – und wie es im Ausland aussieht Foto: wellphoto/Getty Images

11.12.2023, 16:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die Arbeit als Lokführer bei der Deutschen Bahn ist (insbesondere in Schichtarbeit) sicherlich anspruchsvoll – sie ruft wohl nicht grundlos regelmäßig die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auf den Plan. TRAVELBOOK geht kurz auf die wesentlichen inhaltlichen Konfliktpunkte ein, die immer wieder zu Streiks führen, wollte aber vor allem wissen, wie es um die Gehälter in der Branche steht. Verdienen Lokführer in Deutschland schlechter als in anderen Ländern Europas?

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Reisende und Pendler sind oft auf die Dienste derjenigen Personen angewiesen, die Schienen-, Luftfahrzeuge und Co. steuern. Diese haben somit einen für viele Menschen wichtigen und nicht zuletzt verantwortungsvollen Job, und das bei nicht immer gesundheitsförderlichen Arbeitszeiten. Werden sie dafür hinreichend entlohnt? Bei Piloten der Lufthansa war es anscheinend lange nicht so. Nach einer Einigung zwischen der Airline und der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit im September 2022 verdienen sie deutlich mehr, alle Infos dazu finden Sie hier. Wie sieht es auf den Schienen aus? Was verdienen Lokführer in Deutschland – und geht es ihren Berufskollegen in anderen europäischen Ländern besser?

Was verdienen Lokführer in Deutschland?

Man muss kein Branchenkenner sein, um zu wissen, dass hinsichtlich der Arbeitsbedingungen von Lokführern bei der Deutschen Bahn (DB) immer wieder „Verhandlungsbedarf“ zu bestehen scheint. Streiks schweben gefühlt ständig in der Luft. Kürzlich erst scheiterten Gespräche zwischen dem Konzern und der GDL. Die Gewerkschaft hatte gefordert, dass Schichtarbeiter ohne Gehaltsminderung drei Stunden weniger pro Woche arbeiten müssen, und daneben mehr Geld. Wie viel ist es denn derzeit? TRAVELBOOK hat nachgefragt.

Deutsche Bahn zahlt 45.000 bis 56.000 Euro im Jahr

Das Gehalt kann „je nach Berufserfahrung und konkreter Tätigkeit“ ein wenig variieren, erklärt uns ein DB-Sprecher. Durchschnittlich verdienen Lokführer demnach für eine 39-Stunden-Woche rund 45.000 bis 56.000 Euro. Der genaue Betrag ist auch davon abhängig, in welchem Bundesland man angestellt ist. Abhängig von den Einsatztagen (z. B. am Wochenende oder Vor-Feiertag) oder der Verantwortung können jeweils leistungs- bzw. tätigkeitsbezogene Zulagen und Entgelte hinzukommen. „Zusätzlich zum Gehalt haben die meisten DB-Arbeitnehmenden in den vergangenen 12 Monaten insgesamt 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie erhalten“, so der Sprecher weiter.

TRAVELBOOK wollte auch wissen, was neben den Lokführern Mitarbeiter anderer Abteilungen bei der DB verdienen. Facharbeitern im Bereich Instandhaltung werde zwischen 36.000 bis 56.000 Euro im Jahr bezahlt, ähnlich Mitarbeitern im Zugbegleitdienst: 38.000 bis 53.000 Euro. Den möglichen Höchstwert erreichen mit rund 58.000 Euro im Jahr die sogenannten Fahrtdienstleister. Diese sind für die Stellwerke verantwortlich und somit für u. a. die Sicherheit und Pünktlichkeit im Zugbetrieb.

Flixtrain-Gehälter angeblich „über dem Branchenschnitt“

TRAVELBOOK hat auch bei Flixtrain nachgefragt, wo Lokführer laut einem Sprecher „über dem Branchenschnitt“ verdienen, und darüber hinaus von weiteren Mitarbeitervorteilen profitieren sollen. Im Karriere-Bereich auf der Flixtrain-Website ist das Thema Gehalt recht transparent dargestellt. Demnach liegt bereits das Einstiegsgehalt eines Lokführers bei 3500 Euro monatlich zuzüglich Schichtzulagen. Das wären aufs Jahr gerechnet rund 42.000 Euro, noch ohne etwaige Boni. Zusätzlich zum Gehalt können Mitarbeiter zwischen verschiedenen möglichen Extraleistungen wählen – darunter auch „die volle Kostenübernahme für dein Deutschlandticket und deine Bahncard 50“, die bekanntlich zu einem vergünstigten Reisen mit der Konkurrenz DB befähigt.

In der Schweiz verdienen Lokführer deutlich mehr

Für unsere Lokführer-Gehälter hat man in der Schweiz wohl nur ein müdes Lächeln übrig. Bereits während der Ausbildung liegt der Monatslohn bei zwischen 4112 und 4481 Schweizer Franken, wie auf der Website der Schweizerischen Bundesbahnen SBB nachzulesen ist. Das entspricht rund 4352 bzw. 4741 Euro – und ist somit deutlich mehr als bei etwa der Deutschen Bahn. Diese zahlt als Auszubildendengehalt „zwischen 1119 Euro und 1326 Euro im Monat“, so der DB-Sprecher, „dazu kommt ein Weihnachtsgeld in Form einer 13. monatlichen Ausbildungsvergütung“.

Nach abgeschlossener Ausbildung dann können sich SBB-Mitarbeiter auf eine „kontinuierliche Lohnentwicklung“ einstellen, sprich eine Gehaltssteigerung von rund 3000 Franken (ca. 3174 Euro) pro Jahr, heißt es weiter auf der Seite. Abhängig vom individuellen Einstiegsgehalt lasse sich so innerhalb von zehn Jahren das mögliche Gehaltsmaximum erreichen. Und: Pro Altersjahr zahlt das Unternehmen seinen Mitarbeitern rund 200 Schweizer Franken (211,65 Euro) aufs Jahresgehalt dazu.

Wie sieht es in Österreich aus?

Bei den ÖBB, also den Österreichischen Bundesbahnen, richtet sich die Höhe des Gehalts vor allem nach der Qualifikation. So ist es auf der Website des staatlichen Konzerns nachzulesen. Demnach erhalte beispielsweise ein fertig ausgebildeter Lokführer, dort übrigens Triebfahrzeugführer genannt, einen Mindestlohn von rund 39.461 Euro im Jahr. Angestrebt werde aber eine „überkollektivvertragliche“, sprich eine übertarifliche Entlohnung von mindestens 41.220 Euro. Die Normalarbeitszeit beträgt dabei eine halbe Stunde weniger als bei uns in Deutschland. Zulagen gebe es bei den ÖBB etwa für Nachtarbeit, und zusätzlich „einmalige und jährliche Prämien“.

Das Durchschnittsgehalt von Lokführern in Italien

Eine Rückmeldung vom italienischen Eisenbahnverkehrsunternehmen Trenitalia zum Gehalt seiner Lokführer steht noch aus. Auf der Job-Website „Glassdoor.it“ sind jedoch recht zuverlässige Schätzwerte auf Basis von Mitarbeiterangaben zu finden. Das durchschnittliche Grundgehalt für die Stelle als Lokführer bei Trenitalia beträgt demnach rund 30.200 Euro im Jahr. Je nach Arbeitserfahrung und Qualifikation seien bis zu 45.560 Euro ‘drin.

Auch interessant: Das italienische Dorf, das nur alle paar Jahrzehnte auftaucht

Was Lokführer in den Niederlanden verdienen können

Es ist sicher auch interessant, was Lokführer in den Niederlanden verdienen können. Zumal deutsche Staatsbürger offenbar nicht einmal umziehen müssen, wenn sie für das Transportunternehmens MEV Niederlande tätig sein wollen. „Während Ihrer mehrtägigen bundesweiten Einsatzzyklen übernehmen wir die Kosten für die auswärtige Unterbringung sowie für die An- und Abreise“, heißt es da etwa auf der Website. Es sind auch aktuell Stellenangebote für Lokführer bei der MEV Niederlande ausgeschrieben. Auf telefonische Nachfrage erfahren wir, dass höher qualifizierten und erfahrenen Lokführer ein Jahresgehalt von beachtlichen rund 80.000 Euro winkt.

Klingt recht viel – und wäre definitiv mehr als das, was Lokführer bei der niederländischen Eisenbahngesellschaft NS verdienen. 2022 traten sie in einen Streik, um unter anderem eine Lohnerhöhung durchzusetzen. Es kam zu einer Einigung, berichtete damals das News-Portal „24Rhein“, die eine Gehaltsanpassung in zwei Schritten um 9,25 Prozent auf ein Minimum 14 Euro pro Stunde ergab. Ebenso soll das Unternehmen zwei Einmalzahlungen à 1000 Euro als Kaufkraftausgleich bei einer Laufzeit von 18 Monaten zugestimmt haben.

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Lokführergehalt in Tschechien ein brisantes Thema

Wo Lokführer offenbar deutlich weniger verdienen als in Deutschland, ist in Tschechien. Zumindest wenn sie bei der Tschechischen Bahn (ČD) angestellt sind. Das jedenfalls geht aus einem Bericht von „Radio Praha International“ hervor. Demnach liegt das Grundgehalt für einen Lokführer bei dem staatlichen Unternehmen bei rund 35.000 Kronen (etwa 1370 Euro) im Monat. Der Beitrag ist allerdings aus dem Jahr 2019, seither ist der Durchschnittsbruttolohn in Tschechien etwas gestiegen. Möglich, dass die ČD Anpassungen vorgenommen hat.

Das Hauptproblem seien allerdings damals schon die Arbeitsbedingungen gewesen, wie aus dem Beitrag hervorgeht. Ein Gewerkschaftsmitarbeiter erklärte, dass bis zu vier Überstunden pro Schicht eines Lokführers bei der ČD gang und gäbe und diese mit dem Grundgehalt abgegolten seien. Bei der privaten Konkurrenz hingegen bekäme man nicht bloß etwaige Überstunden vergütet, sondern auch insgesamt mehr Lohn. So lag damals das Durchschnittsgehalt bei Firmen wie Regiojet, Leo Express und Arriva bei zwischen 35.000 und 50.000 Kronen, also immerhin bei rund 1950 Euro.

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