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„TikTok Ticket“

Fragwürdige Aktion? So erhalten Sie 50 Prozent Rabatt bei der Deutschen Bahn

Freundinnen mit Smartphone vor einem ICE
Die Bahn veranstaltet eine ungewöhnliche neue Rabattaktion für TikTok-Nutzer: das sogenannte „TikTok Ticket“ (Symbolfoto) Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

24. Juni 2025, 14:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Deutsche Bahn (DB) verspricht aktuell hohe Rabatte für bestimmte Videos auf der Videoplattform TikTok. Der Zeitraum ist kurz, das Angebot jedoch beliebt. TRAVELBOOK stellt die Aktion vor und ordnet sie ein.

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„100 Prozent fahren, 50 Prozent sparen“, damit wirbt die Bahn aktuell in ihrer neuen Rabattaktion „TikTok Ticket“. Das Angebot: Bahnfahrer, die Videos mit bestimmten, von der Bahn vorgegebenen Filtern bis zum 13. Juli 2025 auf der Plattform TikTok posten, bekommen ihre nächste Fahrt für die Hälfte des Preises.

Das „TikTok Ticket“ im Überblick

Die Aktion startete am 18. Juni. Der 50-Prozent-Gutschein kann bis zum 20. Juli für Fahrten bis zum 13. Dezember 2025 eingelöst werden. Er gilt für digital gekaufte ICE- und IC/EC-Tickets zum Super Spar- und Sparpreis und nur für Fahrten innerhalb Deutschlands. Er gilt also nur für ohnehin bereits verbilligte und im Kontingent eingeschränkte Tickets.

Teilnehmen dürfen ausschließlich in Deutschland ansässige TikTok-User mit einem persönlichen Account. Jeder TikTok-Account darf laut der DB nur einmal verwendet werden (was etlichen Nutzern jedoch nicht bewusst zu sein scheint). Heißt im Umkehrschluss: Wer mehrere Accounts hat, kann auch mehrere Gutscheine einstreichen.

So funktioniert die Teilnahme: Der Nutzer veröffentlicht sein persönliches, Bahn-gefiltertes Video im eigenen Account. Anschließend loggt er oder sie sich auf der DB-Aktionsseite mit diesem Account ein. Das Video wird dann von den DB-Mitarbeitern geprüft. Stimmt alles, wurde also ein Filter genutzt und das Video veröffentlicht, bekommt der Nutzer seinen 50-Prozent-Gutschein.

Es gibt jedoch eine Einschränkung: An der Aktion dürfen nur TikTok-Nutzer teilnehmen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Auch in den Videos dürfen nur Menschen ab 18 Jahren gezeigt werden. Andernfalls gibt es keinen Gutschein, selbst wenn ein Video mit Bahnfilter gepostet wird. Doch wie will die DB das kontrollieren? Und wieso nutzt die Bahn gerade eine Plattform wie TikTok, auf der tendenziell eine jüngere Zielgruppe vertreten ist, für ihre Aktion?

Eine DB-Sprecherin antworte auf eine entsprechende Anfrage seitens TRAVELBOOK: „Unser Ansatz sieht im Herzstück die Nutzung von Filtern vor, die typisch für die Plattform TikTok sind. Entsprechend muss die Aktion auch hier stattfinden.“ Weiterhin erklärt sie: „Wir wenden uns zudem direkt an die junge Zielgruppe (sogenannte GenZ), die wir für nachhaltiges Reisen mit der Bahn begeistern wollen. Diese ist in großer Anzahl täglich auf TikTok unterwegs.“ Eine entsprechende Alterskontrolle erfolge mittels eines Teams von Community Managern, das die Inhalte prüfe und Verstöße melde.

Die Bahnfilter

Die Filter drücken wahlweise die Gesichter der Nutzer auf einen Zug, lassen sie das Bordbistro und bestimmte Reiseziele ranken, einen Wunschnachbarn aussuchen oder in eine Bahn-Glaskugel schauen. Ein sechster Filter ist Zugfahrspiel und Werbung in einem. Und etliche Bahnfahrer nutzen sie. Mal quasi ernsthaft, indem sie sich wirklich mit den Rankings auseinandersetzen und sich sogar darüber aufregen, dass ihr Lieblings-Bordbistroessen nicht dabei ist. Oder auch, indem sie mit angespanntem Videospielgesicht versuchen, so viele Tickets wie möglich einzusammeln. Andere erzählen ihren Followern einfach nur von der Aktion, während unter ihnen eine Glaskugel erscheint oder sie nebenbei Städte und Essen ranken. Die Bahnfilter kann man nun billig oder lustig finden oder, wie ich, als reine Zeitverschwendung abtun, doch was verspricht sich die Bahn von ihren Filtern und besonders vom „TikTok Ticket“?

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Wo liegt der Sinn der „TikTok Ticket“-Kampagne?

Die sichere Bank: positive Aufmerksamkeit. Die Bahn bekommt tendenziell jede Menge schlechte Kritik. Sei es wegen Unpünktlichkeit, zu hohen Preisen oder auch, wie zuletzt, für dreiste Geldbeschaffungsmaßnahmen, wie die Familienreservierung abzuschaffen (TRAVELBOOK berichtete). Mit dem TikTok Ticket fordert sie alle, die Lust haben, Videos von sich selbst auf der Plattform zu posten, dazu auf, genau das zu tun – allerdings inklusive unbezahlter Werbung für die Bahn. Dafür verspricht sie eine, für die DB günstige, Belohnung. So mehr Menschen an der Aktion teilnehmen, umso mehr wird die Plattform von den Bahn-Videos geflutet, was wiederum noch mehr tendenziell positive Aufmerksamkeit, also Werbung, generiert.

Hinzu kommt, dass der Ticketkauf angekurbelt wird, kauft manch einer sich nach Erhalt des Gutscheins nur ein Ticket, weil er diesen nun hat. So mancher TikTok-Nutzer gibt an der Stelle also Geld für ein halbes Zugticket aus, das er oder sie vorher nicht eingeplant hatte. Für die Bahn scheint sich die Aktion entsprechend zu lohnen. Ebenso für diejenigen, die ohnehin eine Zugfahrt geplant hatten und nun ein bisschen sparen können.

Das sind zwei positive Effekte für die Bahn. Es gibt jedoch auch noch eine Dritte. Denn man kann die Marketingaktion auch ein wenig anders bewerten: als Ablenkungsmanöver. Denn statt sich den tatsächlichen Problemen, die es bei der Bahn zweifelsfrei gibt, zu widmen, setzt der Konzern auf lustig-leichte Ablenkung. Das Image wird aufpoliert, die Probleme aber bleiben exakt dieselben.

Und was sagt die Deutsche Bahn selbst? Die Sprecherin erklärt gegenüber TRAVELBOOK: „Wir wollen auf eine emotionale, humoristische und vor allem innovative Weise die sogenannte GenZ für die klimafreundliche Bahn begeistern.“ Mit dem „TikTok-Ticket“ wollen sie beweisen, dass die Deutsche Bahn in der Kundenansprache digitaler wird und neue Wege geht. 

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