31. August 2017, 10:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das „Dock Inn“ in Warnemünde ist sicher eine der ungewöhnlichsten Unterkünfte in Deutschland. Hier schlafen die Gäste dort, worin schon mal massenweise Bananen über die Weltmeere schipperten: Hafenflair pur.
Wie verhalten sich 67 Container bei Windstärke acht? „So was wusste niemand“, sagt Petra Cavet. Die Mitarbeiterin des„Dock Inn“ führt die Gäste auf eine Freiluftplattform im fünften Stock.
Direkt gegenüber ist die Bahnstation „Warnemünde Werft“, dahinter ein paar Hafenkräne – die perfekte Kulisse für Industrieromantiker. Und für das „Dock Inn“, Deutschlands erstem Hotel aus Überseecontainern, das seit Frühjahr 2017 in Warnemünde Gäste empfängt. Ein Hotel aus Containern bauen? Was sich so einfach anhört wie Lego, war ein Prozess von fünf Jahren. Nach Früchten riecht es nicht mehr in den 25 Quadratmeter großen Kisten, dafür nach neuen Möbeln und Anstrich.
Warenumschlag, Schiffsbau und Schifffahrt haben in Warnemünde lange Tradition. „Hier war der einzige Tiefseehafen der DDR“, sagt Philipp Rose, der für das örtliche Touristenbüro Stadtführungen macht. „Sozialismus hin Sozialismus her, Handel musste getrieben werden.“ Und wer etwa mit der MS „Käpp’n Brass“ eine Hafenrundfahrt macht, bekommt von Kapitän Wolfgang Sense noch mehr Geschichte zu hören.
„Im Jahr 1046 wurde hier der erste Kutter gebaut, 1951 das erste Stahlschiff“, tönt er über die Außenlautsprecher. Auch die ersten Stückgutfrachter der DDR seien hier auf Kiel gelegt worden. In einem, der MS „Dresden“, ist mittlerweile das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock untergebracht.
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Heute legt hier ein Kreuzfahrtschiff nach St. Petersburg ab. Während es schnell Fahrt in Richtung offenes Meer aufnimmt, steigt an der Mole ein kleines Fest. Jedes Mal, wenn ein Kreuzfahrtriese aufbricht, sei die Atmosphäre so toll, sagt Silvia Grahl, die auf der „Käpp’n Brass“ Würstchen und Bier serviert.
Hähnchen aus der Broiler-Bar
Wer später noch Hunger hat, kann etwa in die Broiler-Bar im Hotel „Neptun“ einkehren. Sie war schon zu DDR-Zeiten „Kult“, sagt Hans Schneider, der stellvertretende Restaurantleiter. „Lass mal ’nen Broiler essen, hat man zum Beispiel nach der Zeugnisausgabe gesagt.“ Denn Pommes gehörten zur Mangelware, und braun geröstetes Hähnchen hatte man auch nicht alle Tage.
Mit Broiler im Magen ist ein Spaziergang an der frischen Seeluft genau das Richtige. Der Sandstrand von Warnemünde gilt als einer der breitesten an der deutschen Ostsee. Und ein bisschen Wellengang ist immer, dafür sorgt allein der rege Fährbetrieb nach Gedser, Trelleborg und Gdynia. Imposant schieben sich die Schiffe am Leuchtturm vorbei ins Meer, der 1897/98 errichtet wurde und schnell zum Wahrzeichen des einstigen Fischerdorfes avancierte.
Das „Dock Inn“ ist ebenfalls bereits stadtbekannt, auch weil sein Bau umstritten war – wie der ganze neue Wohnpark Am Molenfeuer, wo es steht. Jung, cool und low-budget will man sein. Do it yourself ist hier das Motto: Es gibt eine „Kombüse“ genannte Küche zum Selberkochen. Und dass es keinen Tischservice gibt, erklärt eine Tafel über der Bar mit den Worten „Besorg es Dir selbst!“.
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Warnemünde
Anreise: Mit der Bahn bis Rostock, weiter bis zur S-Bahn-Haltestelle „Warnemünde Werft“, mit dem Auto über A 19 oder A 20.
Unterkunft: Das „Dock Inn“ hat 64 Zimmer mit 188 Betten. Es gibt Doppelzimmer, Suiten, die aus zwei Containern bestehen, sowie Vier- und Acht-Bett-Dorms mit Stockbetten. Übernachtung ab 19 Euro. Nebenan hat eine Kletterhalle eröffnet, im Obergeschoss gibt es eine Sauna.