Retorten-Hölle oder -Paradies? Tropical Islands in Brandenburg ist eine der beliebtesten Touristen-Attraktionen Deutschlands. TRAVELBOOK-Autorin Larissa Königs ist in die Möchtegern-Tropen gereist. Was sie dort erlebt hat.
Bevor ich meine Reise ins Tropical Islands antrete, informiere ich mich natürlich online über die Corona-Bestimmungen. Doch was ich dort lese, lässt Böses erahnen. Schon auf der Website des Tropen-Freizeitbads steht, man tue das „Möglichste, um die Lage vor Ort zu entspannen“, könne jedoch nicht verhindern, „dass sich an neuralgischen Punkten (…) viele Menschen gleichzeitig aufhalten“. Vor allem an Rutschen oder im Duschbereich könne das passieren. Na toll – genau hier gab es schon, als ich vor drei Jahren das erste und einzige Mal das Tropcial Islands besuchte, lange Staus.
Hoffnung macht mir, dass die Anzahl der Besucher um 50 Prozent reduziert wurde. So dürfen aktuell maximal 3000 Personen in die Hallen. Vielleicht habe ich dieses Mal sogar eine Chance, eine der begehrten und heiß umkämpften Liegen zu ergattern? Doch dann lese ich weiter auf der Website und erfahre, dass auch die Anzahl der Liegen reduziert wurde. So wolle man den Sicherheitsabstand wahren. Immerhin ein hehres Ziel. Und so fahre ich tatsächlich mit ein wenig Vorfreude in das Freizeitbad – obwohl ich alleine unterwegs bin, da keiner meiner Freunde die wirklich happigen 46 Euro für ein Tagesticket, das man aktuell online vorbestellen muss, ausgeben wollte.
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Anreise und Einlass im Tropical Islands

Am Freitagmorgen, sechs Tage nach der offiziellen Widereröffnung, fahre ich nun nach Krausnick-Groß Wasserburg. Wir befinden uns etwa eine Stunde entfernt von Berlin, man kann entweder mit dem Auto anreisen, oder mit dem Regionalzug von Berlin aus zum Bahnhof Brand und mit dem Shuttlebus weiter. Die Cargolifterhalle, die von einer malaysischen Firma in ein gigantisches Erlebnisbad umgewandelt wurde, sieht noch genauso aus wie vor drei Jahren – grau, gigantisch und völlig deplatziert. Bevor ich mich der Halle jedoch nähern darf, werde ich von Mitarbeitern des Tropical Islands gefragt, ob ich ein gültiges Tagesticket habe. Ohne darf aktuell niemand aufs Gelände. Ich habe, darf parken und begebe mich in die Eingangshalle.
Es ist 10 Uhr morgens, die Luft drinnen mit 27 Grad kühler als draußen, und (noch) halten alle brav Abstand zueinander. Die zahlreichen Schilder, Plaketten auf dem Boden und Security-Mitarbeiter machen es einem hier aber auch einfach. Als ich schließlich eingelassen werde, gibt es die erste Überraschung: Der negative Corona-Test, den ich extra noch gemacht hatte, war gar nicht notwendig. Die aktuellen Inzidenzen in Brandenburg würden das nicht voraussetzen, wird mir erklärt. Dennoch frage ich mich, ob es nicht bei so vielen Menschen (immerhin 3000 Personen) doch sinnvoll wäre, die Tests noch beizubehalten. In den Umkleidekabinen werde ich hingegen wieder positiv überrascht – viele Schränke und Kabinen wurden abgesperrt, sodass überall der Mindestabstand eingehalten werden kann
Wie sieht es aus?

Als ich schließlich die künstliche Urlaubswelt betrete, zieht es mich, wie die meisten anderen Menschen auch, zunächst ins Herz von Tropical Islands: dem Südsee-Bereich. An einem gigantischen Pool mit Piratenschiff ist ein künstlicher Sandstrand aufgeschüttet. Auf ihm und den darüber ragenden Holzterrassen sind zahlreiche Liegen aufgestellt. Normalerweise stapeln sich hier schon frühmorgens Menschen – doch ich bekomme ohne Probleme noch zwei Liegen für mich und drehe erst einmal eine Runde im nicht besonders tiefen Becken.
Bei meinem ersten Besuch im Tropical Islands war genau dieser Pool für mich der Albtraum: Voll gepfropft mit Menschen kollidierte man nach maximal zwei Schwimmzügen bereits mit einem Kind. Doch jetzt? Nichts. Ich kann zwanzig Minuten ungestört schwimmen und tauchen. Natürlich sind auch andere Menschen im Wasser – aber mit so viel Abstand, dass sie komplett egal sind. Auch im zweiten, etwas kleineren Becken, der „Lagune“, ist wenig los. Im Whirlpool sitzt ein einsamer Mann. Es ist, man glaubt es kaum, fast ruhig an diesem Freitagmorgen im Tropical Islands.
Der Außenbereich und die Wasserrutschen überzeugen
Ich habe allerdings schnell die Befürchtung, dass das Problem vielleicht angesichts des hochsommerlichen Wetters einfach verlagert wurde. Denn wer möchte schon bei 30 Grad Sonnenschein von innen die graue Kuppel anstarren, wenn er sich stattdessen im Außenbereich bräunen kann? Also geht es für mich in die Außenwelt, „Amazonia“ genannt. Hier ist tatsächlich schon deutlich mehr los, zahlreiche Familien plantschen in den zwei Außenbecken. Dennoch kann ich auch hier wieder Bahnen ziehen und für die Wildwasserrutsche muss ich noch nicht mal anstehen, sondern darf direkt rein.
Auch alle anderen Wasserrutschen haben trotz Corona geöffnet. Für die rote Rutsche, auf der man es sich auf einem fetten Gummireifen bequem macht, während man in weiten Kreisen hinunter rauscht, muss ich tatsächlich einige Minuten anstehen, die anderen Besucher achten aber auch hier wieder auf den Sicherheitsabstand – und das sogar ohne lustige Aufkleber auf dem Boden.
Das Essen ist teuer, die Tierhaltung fragwürdig
Mit der Zeit kommt auch allmählich der Hunger. Die meisten Restaurants im Tropical Islands haben wieder geöffnet. Von Veggie-Hotdog bis Frozen Joghurt gibt es alles, was das Urlauber-Herz begehrt. Nur die Preise sind noch genauso happig wie vor der Pandemie.
Noch etwas, das sich leider nicht verändert hat: In dem durchaus sehenswerten Regenwald-Biotop der Halle leben noch immer echte Kois, Flamingos, Aras, verschiedene andere Vögel und Schildkröten. Die Aras sitzen reglos und still in ihren Käfigen: Sie reagieren kaum auf ihre Umwelt. Da Tropical Islands ein 24-Stunden-Betrieb ist, haben die Tiere wahrscheinlich sehr selten eine Pause von Licht, Lärmkulisse und wild fotografierenden Menschen. Ähnlich teilnahmslos kommen auch die Flamingos des Resorts daher, die sich alle um ihre Futterstelle drängeln und sich ansonsten kaum bewegen. Nach mehreren kritischen Berichten dazu hat Tropical Islands zwar versichert, dass die Tiere artgerecht gehalten würden und ihre Haltung vom Kreis-Veterinär gestattet sei. Dennoch stellt sich nach wie vor die Frage, ob man wirklich echte Tiere in diese Halle sperren muss. Noch viel unverantwortlicher sind nur die Besucher, die die armen Tiere fröhlich fotografieren.

Ab Nachmittags wird es wieder voller
Es verlangt mich nun nach etwas Entspannung. Da der Wellnessbereich Corona-bedingt aktuell nur für Übernachtungsgäste geöffnet hat und eine Übernachtung in der Tropen-Halle alleine schon wegen der permanenten Dschungel-Geräusche meiner Definition der Hölle ziemlich nahe kommt, fällt die Massage heute leider aus. Alternativ will ich mir draußen einen Schattenplatz suchen und etwas lesen. Als ich wieder durch den Tunnel nach draußen flüchte, fällt mir bereits auf, dass es deutlich voller und lauter geworden ist. Ein Blick auf die Uhr bestätigt: Es ist nun 14 Uhr, nach Schulschluss. Kurz überlege ich, nochmal ins Becken zu springen, doch dort herrscht nun Anarchie. Also doch die Liege.
Im hinteren Bereich finde ich einen ruhigen Schattenplatz und mache es mir gemütlich. Trotz des mittlerweile gut gefüllten Außenbereichs ist es hier wirklich schön. An einem Berliner Badesee ist es aktuell vermutlich voller, denke ich. Zum Abschluss beobachte ich noch die Surfversuche einiger Besucher auf der künstlichen Welle. Das sieht zwar nach einer spaßigen Aktion aus, kostet aber nochmal 12 Euro für 30 Minuten – das ist es mir nicht wert. Also geht’s wieder zum Ausgang und nach etwa vier Stunden verlasse ich das Tropical Islands wieder.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch im Tropical Islands?
Nachdem mein erster Besuch vor drei Jahren wenig erfreulich war, hat mich dieser Tag positiv überrascht. Die reduzierte Besucherkapazität macht das Erlebnis deutlich entspannter. Ein weiterer Pluspunkt ist die gute Umsetzung der Hygienemaßnahmen. So wurde mehrfach von Mitarbeitern oder durch Lautsprecherdurchsagen auf die Abstandsregeln hingewiesen, mir sind kaum Verstöße aufgefallen. Auch in den Duschen, auf den Toiletten, in Restaurants und in der Umkleide gab es kein Gedrängel. Allerdings war ich auch nicht am Wochenende im Tropical Islands.
Wer einen Tagesausflug hierhin plant und nicht von den hohen Ticketpreisen und der eher fragwürdigen ökologischen Situation abgeschreckt ist, dem empfehle ich, in den Randzeiten zu fahren. Dann macht das Tropical Islands meiner Meinung nach sogar noch mehr Spaß als vor Corona.
Wie viel kostet ein Besuch?
Ein Tagesticket für den Erlebnisbereich kostet für Erwachsene 46 Euro, für Kinder unter 5 Jahre ist der Eintritt frei. Kinder ab 6 Jahren, Studenten und Senioren ab 65 Jahren zahlen den ermäßigten Preis von 36,50 Euro. Aktuell kann man die Tickets ausschließlich vorab online buchen. Der Prozess lief im Test problemlos. Tropical Islands hat täglich 24 Stunden geöffnet und kann von 6 Uhr bis 24 Uhr betreten werden.