
2. Juli 2025, 7:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Global Peace Index (GPI) des renommierten Institute for Economics and Peace (IEP) ermittelt einmal im Jahr die Lage des Friedens in der Welt. Anhand von 23 Kriterien überprüft es den Weltfrieden vor allem auf diese drei Bereiche hin: gesellschaftliche Sicherheit, anhaltende nationale und internationale Konflikte und der Grad der Militarisierung. Dabei vergleicht es neben 163 Ländern auch die einzelnen Regionen miteinander. TRAVELBOOK stellt die Ergebnisse für Südamerika vor.
Die Welt rüstet auf und wird insgesamt weniger sicher – mit einer Ausnahme: Südamerika. Die südliche Region des amerikanischen Doppelkontinents ist die einzige weltweit, die im letzten Jahr friedlicher geworden ist. Das ist ein Ergebnis des Global Peace Index 2025.
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Übersicht
Südamerika insgesamt sicherer
Aktuell befindet sich Südamerika auf dem vierten von sieben Plätzen im Vergleich der Regionen. Südamerika liegt damit hinter ihrer zunehmend unfriedlicher werdenden Nachbarregion Nord- und Zentralamerika auf dem dritten Platz (die GPI-Ergebnisse für den nördlichen Teil Amerikas können Sie hier ebenfalls bei TRAVELBOOK nachlesen).
Sieben der elf Länder, die zur Region Südamerika zusammengefasst sind, verbesserten sich im vergangenen Jahr im Hinblick auf Friedfertigkeit, wurden also in gewisser Hinsicht sicherer. Im Schnitt stieg das Niveau um 0,59 Prozent. Die größten Verbesserungen zeigten dabei Peru und Argentinien. In beiden wechselte unlängst die Regierung (2022 und 2023). Gleichzeitig nahm in drei Ländern Südamerikas die Friedfertigkeit ab.
Der Global Peace Index erklärt die verbesserte Situation des Friedens in Südamerika mit zunehmender Sicherheit und abnehmender Militarisierung. Die größten Veränderungen habe es bei den Indikatoren gewalttätige Demonstrationen, politische Instabilität und Intensität interner Konflikte gegeben.
Argentinien ist das friedlichste Land Südamerikas
Argentinien hat seine Friedfertigkeit im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent gesteigert. Das Land ist das friedlichste in der gesamten Region. Nachdem der ultrakonservative Javier Milei im Dezember 2023 die Regierungsgeschäfte übernommen hatte und extreme Sparmaßnahmen verkündete, waren Massenproteste und Unruhen erwartet worden. Das Ausmaß blieb jedoch hinter den Befürchtungen zurück. Zugleich verbesserten sich laut dem GPI die Wirtschaftsindikatoren, einschließlich sinkender Inflation und Arbeitslosigkeit. In der zweiten Hälfte des Jahres konnte sich das Land sogar so weit erholen, dass die Auswirkungen der Sparmaßnahmen teilweise abgefangen werden konnten. Dank dieser Entwicklungen konnte das Risiko politischer Instabilität begrenzt werden. Nur ein einziger Aspekt hat sich laut des Indexes in Argentinien 2024 verschlechtert: die Finanzierung der UN-Friedenssicherung.
Peru verbessert sich am meisten
Die größten Sprünge hin zu mehr Frieden in der Region machte im letzten Jahr Peru. Das Land steigerte seine Friedfertigkeit um 4,4 Prozent. Allen voran: im Bereich der anhaltenden Konflikte konnte sich Peru um 15,6 Prozent steigern. Zugleich verschlechterte sich das Land jedoch hinsichtlich seiner Militarisierung. Vier der sechs Indikatoren verbesserten sich zwar, einer sank jedoch und einer blieb unverändert. Peru steht innerhalb seiner Region auf dem sechsten Platz.
Der Global Peace Index weist darauf hin, dass es in Peru weiterhin zu viel politischer Unruhe komme, wenn auch deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Anders als in 2022 und 2023 habe es im vergangenen Jahr vor allem keine Massenproteste gegeben, bei der der Rücktritt des Präsidenten gefordert wurde. Lediglich kleinere Demonstrationen gegen die Regierung habe es gegeben, die jedoch nicht durch die Sicherheitskräfte unterbunden wurden. Laut dem GPI ist Peru politisch stabiler, zum einen dank einer Erholung der wirtschaftlichen Lage, zum anderen aufgrund institutioneller Reformen. Ein weiterer Punkt, der zur Verbesserung der Sicherheitslage in Peru beigetragen habe, sei das harte Durchgreifen gegen das organisierte Verbrechen.
Kolumbien bleibt unfriedlichstes Land Südamerikas
Bereits zum fünften Mal in Folge steht Kolumbien auf dem letzten Platz des Friedens in der Region. Und das, obwohl es seine Friedfertigkeit um 0,55 Prozent steigern konnte. Verschlechterungen gab es besonders im Bereich der anhaltenden Konflikte. So stieg die Zahl der Todesopfer in Konflikten innerhalb des Landes im Jahr 2024 auf 933 an. Im Jahr zuvor lag sie noch bei 434. Zugleich ist die Mordrate in Kolumbien weiterhin sehr hoch, außerdem gibt es etliche Flüchtlinge und Binnenvertriebene.
Kolumbien konnte sich jedoch im vergangenen Jahr in den Bereichen Militarisierung und Sicherheit im Land verbessern. Das zeigt sich etwa an der verbesserten politischen Stabilität, die der GPI unter anderem auf Reformen seitens der Regierung zurückführt, die darauf ausgelegt seien, Ungleichheit zu verringern und soziale Integration zu stärken. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist demnach eine umfassende Rentenreform. Hinzu kamen Modernisierungen des Steuersystems sowie Gesetze zur Förderung der ländlichen Entwicklung. Letztere sollten gerade Kleinbauern und marginalisierten Landwirten zu mehr Sicherheit und Zugang zu Ressourcen verhelfen. Offenbar tragen die Bemühungen der kolumbianischen Regierung bereits Früchte, konnte das politische Klima gestärkt und die sozialen Unruhen verringert werden.
Venezuela ist noch unsicherer geworden
Ein südamerikanisches Land, das ebenfalls seit Jahren mit seinen Unruhen Schlagzeilen macht, ist Venezuela. Dort hat sich die Lage im vergangenen Jahr noch einmal verschlechtert. So sehr, dass Venezuela die insgesamt größte Verschlechterung Südamerikas aufweist. Alle drei Bereiche nahmen hier ab, die Friedfertigkeit des Landes sank um 2 Prozent. So starben etwa 37 Menschen aufgrund interner Konflikte in 2024, 22 mehr als im Jahr davor. Die verschlechterte politische Stabilität in 2024 führen die Autoren des Global Peace Index auf die „umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Juli letzten Jahres“ zurück. Dabei waren Vorwürfe des Wahlbetrugs und der Repression durch die Regierung Nicolás Maduro laut geworden, was zu landesweiten Protesten führte. Im Länder-Ranking Südamerikas steht Venezuela auf dem vorletzten Platz.
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Die (un-)sichersten Länder Südamerikas laut Global Peace Index 2025 im Überblick
(in Klammern die Platzierung im weltweiten Ranking von 163 Ländern)
1. Argentinien (46)
2. Uruguay (48)
3. Chile (62)
4. Paraguay (75)
5. Bolivien (83)
6. Peru (96)
7. Guyana (106)
8. Ecuador (129)
9. Brasilien (130)
10. Venezuela (139)
11. Kolumbien (140)