Eine Stadt, in der sich einst die High Society Italiens vergnügte, ist heute verlassen. TRAVELBOOK erzählt die verrückte Geschichte von dem Bauerndorf, das zum Las Vegas Italiens wurde.
„In Consonno ist alles ein Wunder“ heißt es am verwaisten Eingangstor zur ehemaligen Vergnügungsstadt. Consonno liegt im Norden Italiens, in der Lombardei, und ist schon lange nicht mehr die Stadt, die es einst war.
Der Lebenstraum von Graf Mario Bagno war es, einen Vergnügungspark zu errichten. 1960 beschloss er, dass Consonno die Stadt werden sollte, die er zum italienischen Las Vegas verwandeln würde. Doch zunächst war der Ort weit von Glamour entfernt. Consonno war damals noch ein Bauerndorf, doch der Graf kaufte den Ort und zwang die Bewohner, umzusiedeln. Fast alle Gebäude ließ Graf Bagno abreißen, nur die Kirche und ein paar wenige Häuser blieben erhalten.
Wo Italiens Elite feierte
An Stelle der alten Häuser wurden Hotels, Restaurants, Clubs und Bars für Italiens High Society erbaut. Sogar ein Casino und ein Einkaufszentrum ließ der Graf errichten. Jedes Gebäude wurde dem Stil einer anderen Kultur oder Zeit nachempfunden: Es gab ein muslimisches Minarett, mehrere chinesische Pagoden und eine mittelalterlich anmutende Burg in Consonno. Besonders sticht ein 30 Meter hoher Turm hervor, der als Wahrzeichen des Orts gilt.

Doch damit nicht genug: Es soll sogar Pläne für einen Zoo, ein Autodrom, einen Reitplatz, eine Bowlinghalle und eine ägyptische Sphinx gegeben haben, wie die Buchungsplattform italy-villas.de schreibt. In den späten 60er und frühen 70er Jahren dürfte das Konzept des Grafen aufgegangen sein. Consonno wurde zum beliebten Ziel für Wochenendpartys und Hochzeiten, riesige Menschenmengen strömten in die Stadt.
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Das Ende einer Ära
Doch das Jahr 1976 markiert das Ende von Italiens Las Vegas. Ein Erdrutsch zerstört die einzige Zufahrtsstraße und der Graf und die Stadt wurden sich nicht einig darüber, wer die Reparaturen bezahlen soll. Seither verfällt Consonno zu einer Geisterstadt.
Der Graf wollte noch nicht mit „seiner“ Traumstadt abschließen und versuchte in den 80er Jahren, ein Pflege- und Altenheim in Consonno aufzubauen. Doch nach wenigen Jahren wurde dieses in einen Nachbarort verlegt. Es sprach sich herum, dass das Gelände nun ungenutzt leer stand und tausende Feiernde nutzen dies, um einen Rave zu veranstalten. Consonno wurde bei der Party komplett verwüstet.

Heute veranstalten Bewohner aus der Umgebung immer wieder Feste auf dem verfallenen Gelände. Es ist mit Graffitis übersät, die an den kitschigen Bauten fehl am Platz wirken. Wie vor 60 Jahren wird nun wieder darüber nachgedacht, die Stadt gänzlich dem Erdboden gleichzumachen. Wer in Mailand ist, kann Consonno auf einem Tagesausflug besuchen. Der letzte Kilometer muss allerdings zu Fuß in Angriff genommen werden, die Zufahrtsstraße ist ja bekanntlich nicht befahrbar. Offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich ist Consonno aber nicht mehr.
Neue Pläne für Consonno
Wie die örtliche Zeitung „La Provincia di Lecco“ schreibt, plant die Stadt Olginate, das Areal von Consonno in der Zukunft anderweitig zu nutzen. So sollen einige Gebäude auf dem Hügel von Consonno abgerissen werden. Ein großer Teil des Geländes soll begrünt und in einen öffentlichen Park umgewandelt werden. Einen Zeitplan für die Umsetzung dieser städtebaulichen Maßnahmen nannte die Zeitung nicht.