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Erfahrungsbericht

Auf Reisen Geld verdienen – 11 Tipps, damit der Traum wahr wird

Frau in Island mit Laptop
Reisen und arbeiten zu verbinden, ist für viele ein Traum – unsere Autorin gibt Tipps, wie er Realität werden kann Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

11.02.2023, 15:20 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten

Träumen Sie davon zu verreisen, wann Sie möchten und sogar das nötige Geld dafür unterwegs zu verdienen? TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel hat genau das als reisende Autorin jahrelang getan. Hier verrät sie 11 Tipps, wie es funktionieren kann.

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Jahrelang hatte ich den Traum, auf Reisen zu arbeiten. Schließlich habe ich ihn auch realisiert und war lange als „digitale Nomadin“ unterwegs. Falls auch Sie diesem Plan etwas abgewinnen können, aber nicht wissen, wo man starten sollte und was wichtig ist, lesen Sie am besten weiter. Denn vielleicht hilft der ein oder andere Tipp, der sich aus meinen mitunter umständlichen Versuchen, kleinen wie großen Stürzen und gefühlten Erfolgen herauskristallisiert hat, damit auch Sie Ihren Traum verwirklichen und auf Reisen Geld verdienen können.

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Nicht einschüchtern lassen

Der wichtigste und deshalb erste Tipp ist dieser: Sie haben einen Traum? Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass Sie ihn nicht leben können – auch nicht von sich selbst. Wir selbst sind oft unsere größten Kritiker und erklären uns die Welt und unsere Möglichkeiten darin manchmal kleiner und grauer, als sie sind. Meist aus Angst oder Scham. Dann hören wir mitunter angsterfüllte oder wütende Stimmen im Kopf, die erzählen, dass wir dies, das und jenes falsch machen könnten und eigentlich sowieso nicht gut genug sind und es einfach lassen sollten. Machen Sie sich klar, dass das Nicht-funktionieren nur eine der möglichen Perspektiven ist – und man Perspektiven wechseln kann. Ihr Traum ist lebbar, selbst wenn es im Moment vielleicht unmöglich aussieht.

Mein Lebenstraum war am Anfang auch nicht logisch und hatte keine gerade Linie – hat er bis heute nicht. Ich hatte und habe Ängste und bin teilweise auf die Nase gefallen. Ja, es kann Rückschläge geben. Ja, manchmal läuft es nicht so rund, wie gewünscht oder gar nicht. Das bedeutet aber nicht, dass Ihr Traum schlecht ist. Nehmen Sie sich Zeit, solange Sie brauchen, um über einen Rückschlag hinwegzukommen. Aber dann rappeln Sie sich wieder auf. Das ist wichtig. Genauso wie zu überlegen, was Sie daraus lernen können und dann weiterzumachen.

Vertrauen Sie auf Ihren Traum. Das ist leicht gesagt und nicht unbedingt leicht gemacht, das weiß ich. Aber nur so geht es weiter. Und es funktioniert, weil (und wenn) ich und Sie es wollen, wir uns dafür einsetzen und einfach weitermachen. Und wenn nicht, kann ich nur raten, die eigenen Ängste und die Geschichte, die Sie sich in Ihrem Kopf erzählen, genauer anzuschauen. Wegschieben oder davor weglaufen funktioniert nicht. Wollen Sie Ihren Traum leben und werden Sie dabei von Ängsten blockiert, gehen Sie da rein. Mitten rein. Dafür muss die Angst erst einmal gefühlt und erlaubt werden. Wenn irgendwie möglich sogar akzeptiert. Vielleicht werden Sie die Ängste nie ganz los, aber lernen, damit zu leben. (Anmerkung: Sollten die Ängste sich gar nicht in den Griff kriegen lassen, ist vielleicht eine therapeutische Unterstützung ratsam.)

Klare Vision

Für mich hat die ganze Reisen-und-Arbeiten-Kombi mit einer riesigen Sehnsucht nach Portugal angefangen. Ich hatte so richtig Herzschmerz, jedes Mal wenn ich dem Land Lebewohl sagen musste und es Zeit war, in mein Berliner Leben zurückkehren. Irgendwann war die Sehnsucht so groß, dass klar war: Ich ziehe dahin. Ich wollte in Portugal sein und irgendwie schreiben und davon leben. Viel mehr Vision hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht. Mit den Jahren und dem Ausprobieren verschiedener Wege hat sich meine Lebensvision geschärft und ich habe eine Art Fahrplan. Mein Tipp: Je klarer die Vision, desto klarer die Schritte, um sie zu realisieren.

Sie können zum Beispiel mit diesen Fragen beginnen:

Wie oft und lange wollen Sie reisen?
Welchen Lebensstandard wünschen Sie sich dabei?
Wie viel Geld brauchen Sie monatlich?

Das Wichtigste bleibt aber das Gefühl. Das Gefühl, wegen dem Sie unbedingt unterwegs sein und dort auch ihr Geld verdienen möchten. Denn das geht zum einen nicht weg (folgen Sie ihm nicht, wird es Sie wahrscheinlich nur regelmäßig ärgern) und zum anderen dient es in Momenten, in denen Sie mal nicht sofort weiterwissen, als Antrieb und eine Art Kompass.

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Schritt für Schritt

Von jetzt auf gleich das eine Leben hinschmeißen und das neue zu starten ist zwar möglich, aber ziemlich überfordernd. Haben Sie einmal die Vision, also die klare Vorstellung davon, was es ist, das sie sich wünschen, können Sie sich einen Plan überlegen. Das heißt, den Weg dahin in kleine Schritte unterteilen. So steht nicht eine riesige, unüberwindbare und nicht fassbare Mammutaufgabe vor Ihnen, sondern erst ein Schritt, dann der nächste und dann der nächste.

Verbündete suchen

Ich habe bereits gesagt, dass Sie sich Ihren Traum nicht von anderen kaputtreden lassen sollten, empfehle aber eigentlich, dass Sie ihnen den Traum gar nicht erst erzählen. Oder zumindest so lange, bis er gefestigt ist. Kein Mensch kann es gebrauchen, dass ihm eingeredet wird, dass das, was er sich sehnlichst wünscht, nicht geht. Sprechen Sie über Ihren Traum und seine Verwirklichung mit Personen, die Ihnen Mut zusprechen, Sie unterstützen, indem sie hilfreiche kritische Fragen stellen und die vielleicht sogar mit Ihnen überlegen, wie er Realität wird. Haben Sie solche Leute nicht, können Sie sie suchen. Andere Expats an ihrem Wunschort zum Beispiel oder auch einen Coach.

Geld verdienen auf Reisen? Bleiben Sie offen bei der Jobwahl!

Mit welchen Jobs können Sie auf Reisen arbeiten und auch im Ausland Geld verdienen? Ich behaupte mit fast allen. Denn die meisten Jobs lassen sich entweder überall ausüben oder so anpassen, dass sie auch woanders funktionieren. Ich dachte am Anfang meiner journalistischen Karriere, dass ich vielleicht als Festangestellte bei einer Print-Zeitung arbeiten und an meinen Urlaubstagen verreisen würde. Heute arbeite ich freiberuflich als Reise-Journalistin, Autorin und Coach und reise, so oft und lange ich möchte. Das ist nicht ganz das, was ich vor zehn Jahren dachte – entspricht mir aber mehr.

Sie können sich aber auch Ihre eigene Berufserfahrung, Ihre Hobbys und anderen Leidenschaften anschauen und überlegen, was sich hier zu einem Unterwegs-Job machen lässt, der Ihnen Spaß machen würde. Und falls Sie für einen festgelegten, längeren Zeitraum verreisen wollen, in ihrem Job aber zufrieden sind, bietet sich vielleicht auch das Modell des Sabbaticals an.

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Breit aufstellen

Ein Rückschlag war für mich dieser: Ich zog mit gefühlter finanzieller Absicherung durch zwei Auftraggeber nach Portugal. Einer davon brach von einem auf den anderen Tag weg, weil das Magazin dichtgemacht wurde, und ich hatte nicht mehr genügend Einkommen. Schock, gedankliche Horrorszenarien, Panik, vollgestresster Aktionismus und langsames Akzeptieren folgten. Nach ein paar knappen Monaten hatte ich neue Auftraggeber – und war erleichtert. Aus dieser Geschichte habe ich drei Dinge gelernt: 1. Panik bringt überhaupt nichts, 2. Es geht immer weiter, solange ich mich drum kümmere und 3. Als freiberufliche Autorin ist es eine gute Idee, sich breit aufzustellen. Mehr Auftraggeber, etwas mehr Sicherheit.

Verdientes Geld auf Reisen gut kalkulieren

Die Geldfrage sollten Sie am besten von vornherein bedenken. Ich empfehle unbedingt, Erspartes anzusammeln. Für den Fall, dass irgendwas mit den geplanten Einnahmequellen passiert, haben Sie so zumindest einen Übergangspuffer. Aber auch eine grobe Vorstellung von den monatlichen Ausgaben zu haben, ist eine gute Idee. Was brauchen Sie ungefähr für Flüge, Unterkünfte und Essen? Je nach Land können die Lebenshaltungskosten geringer ausfallen, zum Beispiel wenn Sie sich in Südostasien aufhalten. In anderen Ländern wie etwa Australien, Neuseeland oder den USA sind sie durchschnittlich teurer als in Deutschland.

Aber auch hier kommt es auf Ihren Lebensstil an. Reisen Sie zum Beispiel in Ihrem eigenen Van durch Neuseeland oder housesitten Sie sich durch die Welt, brauchen Sie tendenziell weniger Geld, als wenn sie einen Roadtrip durch die USA im Mietwagen machen und dabei in Hotels, Motels & Co. übernachten. Aber wie zuvor erwähnt, kommt es darauf an, wie man gern leben möchte. Bedenken Sie auch die Ausgaben, die zu Hause weiterlaufen. Wollen Sie die reduzieren, kann es helfen, laufende Verträge zu kündigen und die Wohnung unterzuvermieten.

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Zeit einplanen

Möchten Sie auf Reisen arbeiten und haben Sie Deadlines, die Sie einhalten müssen, empfehle ich, immer etwas mehr Zeit einzuplanen. Das lernte ich in Indien: Ich hatte einem Auftraggeber versprochen, bis zum nächsten Tag einen Text zu schreiben, der einigermaßen viel Recherche benötigte. Dann fiel in Arambol der Strom aus. Fast 24 Stunden. Ich glaube, hier habe ich mein erstes graues Haar bekommen. Etwa drei Stunden vor meiner Deadline war der Strom wieder da und ich nicht nur Schweiß-überströmt, sondern auch tiefengestresst. Ich habe es geschafft, aber seitdem setze ich meine Deadlines in die fernstmögliche Zukunft – und fange so früh an zu arbeiten, wie irgend möglich, wenn ich auf Reisen bin.

Ein anderer Zeitfaktor: Je nach Zielland und Job kann es sein, dass Sie sich erst einmal einen Platz suchen müssen, an dem Sie sich nicht nur wohlfühlen und konzentrieren können, sondern vor allem auch eine gute Internetverbindung haben. Diese Zeit sollten Sie einrechnen.

Und der dritte Tipp kommt mit eventuellen Zeitverschiebungen: Je nach Job, Anwesenheitspflicht und Kundenwunsch kann es sein, dass Sie mitunter mitten in der Nacht mit jemandem telefonieren oder online bei einem Meeting dabei sein müssen. Das lässt sich vielleicht besser planen, aber gewillt zu sein, auch spontan und zu unmöglichen Zeiten zu arbeiten ist hilfreich, um Auftraggeber zufriedenzustellen.

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Die Liebsten nicht vergessen

So oft reisen können, wie sie möchten ist ein Traum, den einige haben. Aber es gibt auch Schattenseiten. Neben Krankheiten, unerwünschten tierischen Gästen im Bett oder sogar bedrohlichen Vor-Ort-Erlebnissen hat mir eines unterwegs besonders gefehlt: Familie und Freunde. Das geht eine Weile, vielleicht auch mal Monate, aber irgendwann habe ich immer den Punkt erreicht, dass ich meine Eltern, Omas, besten Freunde und die gefühlt viel zu schnell wachsenden Kinder meiner Freunde schrecklich vermisst habe.

Deshalb: Überlegen Sie, wie lange es gut ohne Ihre Liebsten geht, und fliegen Sie dann zu Ihnen. Das kann ein kurzer Aufenthalt oder ein langer sein und danach können Sie sofort wieder los. Aber es hilft, das Reisewunschleben zu genießen, ohne ständig von Heimweh geplagt zu werden. Damit das geht, müssen natürlich auch diese Extrakosten einkalkuliert werden. Und vermissen Sie Ihre Lieben zu Hause zu sehr, heißt das vielleicht, dass Dauerreisen für Sie nicht funktioniert und Sie einen Mix aus Zuhause und Reisen brauchen. Dann hilft der nächste Tipp:

Offen bleiben

Wenn Sie Ihr gewohntes Umfeld und den Alltag verlassen, und Ihren Traum leben, werden Sie sich weiterentwickeln und verändern. Das Gleiche gilt höchstwahrscheinlich auch für Ihre Träume. Bleiben Sie offen für diese Veränderungen. Fühlt sich ein Traum oder bereits eingeschlagener Weg intuitiv nicht mehr richtig an, verabschieden sie sich von ihm. Oder ändern Sie ihn an den notwendigen Stellen.

Ein kleines Beispiel: Mein Traum fing an mit Kriegsreporterin sein, ging weiter zum Reisen und als Journalistin arbeiten, mit einem kleinen Schlenker als Yogalehrerin und ist aktuell bei Journalistin/Autorin und Coach mit festem Zuhause und vielen Reisen. Mit ziemlicher Sicherheit kann ich sagen, dass sich daran in zehn Jahren was verändert hat, zumindest hoffe ich das.

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Genug und nicht zu viel Arbeit

Ich habe mir selbst versprochen, meinen Reisealltag in Arbeit und Abenteuer aufzuteilen. Denn ich bin vor allem unterwegs, um viel zu entdecken. Gleichzeitig neige ich manchmal dazu, mich bis oben hin mit Arbeit vollzuladen und dann vollkommen gestresst zu sein. Meistens steckt dahinter Angst. Davor, dass es irgendwann mal nicht klappt. Davor, dass ein Auftraggeber es doof findet, wenn ich nicht ständig verfügbar bin.

Teilweise hat diese Angst zu vielen Tagen mit zehn oder zwölf Stunden Arbeit geführt. Das war nicht nur anstrengend, ich habe in der Folge auch nichts von meinem Umfeld mitbekommen. Aber irgendwann habe ich das erkannt und kalkuliere meine Arbeit inzwischen besser und für mich gesünder. Auch hier ist natürlich wieder Planung hilfreich. Mein Tipp: Überlegen Sie sich, wie viele Stunden Sie guten Gefühls arbeiten können und wollen, kalkulieren Sie Jobs entsprechend – und halten Sie sich daran.

Dieser Text ist der zweite Teil der Serie „Arbeiten auf Reisen“. Im ersten Teil berichtet unsere Autorin Anna Wengel (heute Chiodo) von ihrer eigenen Erfahrung als reisende Autorin (Teil 1 lesen Sie hier: So verdiene ich im „Urlaub“ Geld – mein Leben als reisende Autorin ). Im dritten Teil lernen Sie ein paar Jobs kennen, die sich gut für unterwegs eignen und Anna gibt Tipps, wie Sie fast egal welche Arbeit zum Reise-Job machen (Teil 3 lesen Sie hier: 5 Arbeitsmodelle, mit denen Sie so lange reisen, wie Sie es möchten).

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