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Der Multimillionär und Extrem-Reisende im Interview

Richard Garriott: »In 10 Jahren will ich mit meiner Familie auf den Mars fliegen

Richard Garriott ist nicht durch seine Reisen nicht nur zum Weltrekordhalter, sondern auch zum Entdecker und Wissenschaftler geworden
Richard Garriott ist durch seine Reisen nicht nur zum Weltrekordhalter, sondern auch zum Entdecker wissenschaftlicher Erkenntnisse geworden Foto: Getty Images
Larissa Königs
Larissa Königs

25.04.2021, 05:34 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Was würden Sie machen, wenn Sie richtig viel Geld hätten? Nicht nur eine Million, sondern mehrere hundert. Vielleicht würden Sie einen richtig ausgefallenen Urlaub machen? Wenn ja, hätten Sie mit Richard Garriott (59) den richtigen Reisebegleiter. Kürzlich hat er mit seinen Reisen sogar einen Weltrekord aufgestellt, der so schnell wohl von niemandem gebrochen wird. TRAVELBOOK hat mit ihm gesprochen.

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Richard Garriott ist wohl das, was viele Menschen als „reichen Exzentriker“ bezeichnen würden. Der Multimillionär, der sein Vermögen als einer der ersten Computerspiel-Entwickler machte, baute sich beispielsweise mit „Britannia Manor“ ein Haus voller Falltüren und Geheimgängen und sammelt Skelette, ausgestopfte Vögel und konservierte Gehirne. Viele außergewöhnlichen Hobbys, die auf einen skurrilen und vielleicht auch schwierigen Menschen schließen lassen.

Doch Richard Garriott ist im Gespräch mit TRAVELBOOK weder das eine noch das andere. Sondern einfach ein bodenständiger Mann, der sehr viele, sehr interessante Reisen in seinem Leben unternommen hat und an Orten war, die den meisten Menschen für immer vorenthalten bleiben. 

»Nirgendwo ist es so atemberaubend, wie im Inneren der Antarktis

Schon in den 90er Jahren begann er, außergewöhnliche Orte zu bereisen. So tauchte er etwa 1998 zum Wrack der Titanic. Im selben Jahr unternahm er seine erste von zwei Expeditionen zum Südpol. Der Südpol ist für ihn der faszinierendste Ort, den er auf der Erde bereist hat. „Es gibt keinen Ort auf unserem Planeten, der so atemberaubend ist, wie das Innere der Antarktis“, sagt Garriott zu TRAVELBOOK.

Der Grund: Die Gesetze der Physik scheinen hier außer Kraft gesetzt zu sein. „Die visuelle Wahrnehmung ist beispielsweise komplett beeinträchtig – man kann Distanzen einfach nicht mehr einschätzen“, erzählt Garriott. Das liege am Fehlen von Anhaltspunkten, wie etwa Häusern, Pflanzen oder Tieren. So könne es passieren, dass sich ein wenige Meter entfernter Stein als mannshoher Brocken, der mehrere Kilometer entfernt liegt, herausstellt.

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Was hat Richard Garriott bei seiner All-Reise am meisten beeindruckt?

Doch so spannend er die Antarktis auch fand: Die Erde war Garriott schon bald nicht mehr genug. 2008 ging er dann auf eine Reise, von der die meisten Menschen nur träumen können: Er reiste in den Weltraum. Am 12. Oktober 2008 war Richard Garriott Teil einer zweiwöchigen Mission an Bord der ISS. Dort veranstaltete er unter anderem die erste Kunstausstellung im Weltraum und produzierte Videos darüber, wie es ist, im Weltraum zu leben. 

Interessant ist, dass für Garriott das Spannendste an seinem Trip ins All war, wie sich seine Sicht auf die Erde verändert hat. Dabei spricht er von dem „Overview-Effekt“: „Wenn man aus dem All auf die Erde schaut, versteht man erst, wie die Erde überhaupt funktioniert. Man sieht die Bewegung der tektonischen Platten, man sieht Sonnenauf- und -untergang alle 45 Minuten, man überquert ganze Kontinente in 20 Minuten – und man lernt auf einmal, die Entfernungen auf der Erde ganz anders einzuschätzen. Denn man hat es ja mit eigenen Augen gesehen.“ Diese Erfahrung habe auch sein Bild von dem Planeten und dem menschlichen Einfluss auf ihn maßgeblich beeinflusst. 

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Mit der Reise ins All wurde Garriott, dessen Vater ein US-Astronaut ist, der sechste Weltraumtourist überhaupt. Doch das reichte ihm scheinbar noch nicht, denn kürzlich hat er seine jüngste Extrem-Reise beendet. Eine Reise, die ihn zum tiefsten Punkt der Ozeane brachte: dem Marianengraben.

Neue Erkenntnisse über den tiefsten Punkt der Erde

Möglich wurde dies erst durch ein völlig neu entwickeltes U-Boot. Mit diesem war es erstmals möglich, mehrfach in die Tiefsee hinabzutauchen – bislang waren die Vehikel jeweils nach einer Fahrt unbrauchbar. „Man muss bedenken, welchem Druck diese U-Boote ausgesetzt sind. Beim Hinabtauchen bildet sich auf dem Dach ein solcher Druck, als würde das komplette Empire State Building daraufstehen“, erklärt Garriott. Er berichtet, dass bei seinem Tauchgang in elf Kilometer Tiefe zum Boden des Marianengrabens die ganze Kabine um mehrere Zentimeter geschrumpft sei.

Das Herabtauchen habe insgesamt vier Stunden gedauert, ebenso wie das Auftauchen. Die restliche Zeit der insgesamt zwölf Stunden dauernden Reise verbrachten Richard Garriott und sein Kollege am Grund des Pazifiks. Bislang war ein so langer Aufenthalt am Boden des Marianengrabens nicht möglich – und das führte wiederum zu einigen neuen und erstaunlichen Erkenntnissen. So stellten Garriott und sein Partner zum Beispiel fest, dass es sich nicht, wie bislang gemeinhin angenommen, um einen komplett lebensfeindlichen Ort handelt. Es gebe dort tatsächlich Mikro-Organismen, die sich von herabfallender Nahrung ernähren würden. Auch Strömungen konnte das Team während des vierstündigen Aufenthalts erstmals feststellen. 

Damit ist Garriott nicht nur eine wissenschaftliche Neuentdeckung gelungen. Er ist nun einer von nur 14 Menschen, die jemals zum Grund des Marianengrabens gereist sind. Und mit der Vollendung dieser Reise hält er nun einen Weltrekord, der schwierig zu brechen sein wird. Er ist der einzige Mensch, der je Nord- und Südpol bereist hat, am tiefsten bereisbaren Punkt der Erde und außerdem im Weltall war. War dieser Rekord eigentlich Absicht? „Nein, das war ein netter Nebeneffekt“, gibt Garriott zu. Tatsächlich hatte er lange gar nicht damit gerechnet, dass es möglich werden würde, sowohl ins Weltall als auch an den Grund des Marianengrabens zu reisen. 

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Die Frage ist nur: Wie geht es jetzt weiter? Von welchen Reisen kann ein Mensch, der fast alles auf der Erde gesehen hat, noch träumen? Die Antwort ist einfach: nicht auf der Erde, sondern im Weltraum. Denn Garriott hat noch eine große Reise, die er gerne antreten möchte: die Reise zum Mars. „Ich hoffe, dass ich mit meiner Familie zum Mars reisen kann – vielleicht nur als Urlaub oder sogar, um dorthin auszuwandern. Denn ich gehe davon, dass Menschen in den nächsten 10 bis 20 Jahren den Mars besiedeln werden.“ Er wolle wie sein guter Freund Elon Musk, der auch Gast bei seiner Hochzeit war, gerne auf der Erde geboren sein und auf dem Mars sterben. „Aber nicht durch die Folgen der Reise“, betont Garriott lachend.

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Denn er ist sich vollkommen bewusst, dass eine Reise zum Mars und das Leben dort aktuell für Menschen noch unmöglich sind. Zu groß sind noch die Gefahren für den Körper, da etwa Augen und Knochen stark in Mitleidenschaft gezogen werden und sogar die generelle Zellteilung ausgebremst wird. „Aber ich glaube, dass wir alle diese Probleme lösen können“, sagt Garriott optimistisch.   

So oder so: Bis es soweit ist, wird noch etwas Zeit vergehen. Und bis dahin wird Garriott sicher noch einige andere, außergewöhnliche Orte bereisen…

Videoschnitt: Sonja Koller

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