Mit neuen Ideen für Freizeitaktivitäten in Berlin ist das ja so eine Sache: Entweder sie haben durchschlagenden Erfolg – oder sie enden in einer der vielen Hauptstadt-Pleiten wie etwa der Spreepark im Plänterwald oder das Berliner Spaßbad Blub. Nun haben sich Investoren an ein neues Projekt gewagt, um Berlinern und Touristen zu bespaßen: Im Stadtteil Lichtenberg hat ein Indoor-Park mit künstlicher Surfwelle eröffnet. TRAVELBOOK hat die neue Attraktion getestet.
Das große Wasserbecken wirkt zunächst ganz harmlos, wie ein normales Schwimmbad. Als aber einer der Mitgründer des Wellenwerks, so der Name der neuen Indoor-Surfwelt im Osten Berlins, einen Schaltkopf am Computer neben dem Becken betätigt, verwandelt sich das ruhige Wasser plötzlich in einen sprudelnden Strom, in dessen Mitte sich eine beachtliche Welle auftürmt.
Und da soll ich gleich rein?! Mir zittern schon jetzt die Knie, und ich frage mich, warum in aller Welt ich mich freiwillig gemeldet habe, um Berlins neueste Attraktion zu testen. Gerade ich, die noch nie in ihrem Leben auf einem Surfbrett stand und vor Wellen, die höher als einen halben Meter sind, größten Respekt hat. Aber es nützt nichts, jetzt bin ich hier, und ich werde es durchziehen, zusammen mit anderen mehr oder weniger surferfahrenen Journalisten.
Bevor es losgeht, bekommen wir aber erstmal eine Kostprobe von denen, die es wirklich können: Vier Profis aus der Weltelite des stationären Wellenreitens geben eine Show zum Besten, nach der ich mich nur noch blamieren kann. Eine Kostprobe sehen Sie hier:
Ist das wacklig!
Gleich geht es los. Ich quetsche mich also in einen Neopren-Anzug, den man dort glücklicherweise gestellt bekommt, ein Coach drückt mir ein Surfbrett in die Hand und gibt uns ein paar kurze Anweisungen – etwa, was wir tun sollen, wenn es uns ins Wasser haut. Dann wird noch getestet, mit welchem Bein wir auf dem Brett vorne stehen müssen; bei mir ist es das linke, also muss ich auch von der linken Beckenseite aus starten.
Ich bin ungemein erleichtert, als ich sehe, dass wir erstmal mit einer Haltestange üben dürfen. Geduldig zeigt mir unser Coach, welche Haltung ich einnehmen soll, dann nimmt er meine linke Hand und führt sie an die Stange, während ich schon auf dem Brett im Wasser stehe. Man, ist das wacklig! Aber es gelingt mir tatsächlich, mich einige Sekunden lang auf dem Brett zu halten, und einmal kurz balanciere ich sogar freihändig! Der Fotobeweis:

Dann mache ich eine falsche Bewegung, plumpse ins Wasser und werde unerbittlich nach hinten gesogen. Für kurze Zeit weiß ich nicht mehr, wo oben und unten und wo hinten und vorne ist, aber dann liege ich wie eine Flunder im flachen Auslaufwasser des Beckens und rapple mich hoch. Auf in die nächste Runde!
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Ohne Stange? Klar!
Nach drei Versuchen an der Stange sollen wir nun komplett freihändig ins Wasser, die Stange verschwindet. Am Anfang hält mich mein Coach noch am Rücken fest, dann lässt er los und ich gleite übers Wasser, als hätte ich nie etwas anderes getan… NICHT. Keine halbe Sekunde hält es mich auf dem Brett, und schon werde ich erneut durch den Wasserstrudel gewirbelt. Die anderen aus meiner Gruppe stellen sich übrigens deutlich besser an, aber alle standen auch vorher zumindest schon ein paar Mal auf einem Surfbrett.
Für heute habe ich genug, aber ich beschließe: Ich komme wieder! Es hat nämlich richtig Spaß gemacht, und die Trainer sind alle verdammt nett und geduldig. Außerdem soll das Gelände in den nächsten Monaten noch deutlich erweitert werden, unter anderem durch ein Restaurant, eine Bar und einen Biergarten im Freien. Das stelle ich mir entspannt vor, weil das Wellenwerk etwas abseits vom Zentrum und damit dem großen Trubel liegt.
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Was kostet der Spaß?
Ein kleiner Wermutstropfen dürfte für viele der Preis sein: Eine 60-minütige Surf-Session inklusive Equipment und Coach kostet für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis 39,90 Euro, daran nehmen dann bis zu 15 Personen teil. Ein dreistündiger Surfkurs kostet für Anfänger und Fortgeschrittene 129,90 Euro.
Tipp: Für Zuschauer ist der Eintritt frei. Von den vielen gemütlichen Sitzecken rund ums Becken aus kann man auch wunderbar zusehen, wie sich andere nass machen.
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Anfahrt
Die Halle befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Berliner Wasserbetriebe bzw. dem Zwischenpumpwerk Lichtenberg an der Landsberger Allee. Mit der Tram M6 (Richtung Hellersdorf/Riesaer Str.) fährt man vom Alexanderplatz bis zur Haltestelle Genslerstr. knapp 20 Minuten, von dort aus sind es nur noch wenige Hundert Meter zu Fuß bis zum Wellenwerk.
Für Autofahrer, die aus dem Zentrum von Berlin kommen: Die Einfahrt befindet sich in Richtung stadtauswärts, ca. 150 Meter vor der Straße Am Wasserwerk auf der rechten Seite.